Beginn der Veranstaltungsreihe „Mainzer Gesundheit - Einflüsse von Hitze,
Staub und Lärm auf die Bevölkerung“ am Mittwoch, den 15. Januar 2025, 19:00 Uhr

Save the Date!

Unser Vorstandsmitglied Prof. Dr. Thomas Münzel startet am 15. Januar 2025 die o.g. Veranstaltungsreihe. Die Veranstaltungen finden im Hörsaal des Gebäudes 708 auf dem Gelände der Uniklinik Mainz statt. Für die Auftaktveranstaltung hat der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase bereits seine Teilnahme zugesagt. Weitere Veranstaltungen finden am Mittwoch, den 26. Februar 2025 und 2. April 2025, jeweils um 19:00 Uhr im oben genannten Hörsaal statt. Es sind Fachvorträge von 45-60 Minuten geplant. An diese schließt sich eine Fragerunde der Teilnehmer an. Im Foyer werden Brezel und Wein bereitgestellt. Weitere Informationen werden wir Ihnen in den nächsten Wochen zukommen lassen. Wir setzen auf eine sehr rege Teilnahme.

 

Das alljährliche Gejammer der Luftverkehrswirtschaft

Das Flugzeug ist das mit weitem Abstand das klima-, umwelt und für die Flughafenanwohner gesundheitsschädlichste Verkehrsmittel. Dennoch wird es mit steuerfreiem Kerosin und einer Befreiung von der Mehrwertsteuer auf internationalen Flügen subventioniert. Diese Subventionen belaufen sich allein in Deutschland auf jährlich ca. 13 Mrd. Euro. Ein klimaneutrales Fliegen ist dagegen nicht in Sicht. Elektrische Antriebe sind ebenso zu schwer wie Tanks für grünen Wasserstoff, der zudem an weltweit allen Flughäfen beständig bei Minus 253 Grad gelagert werden müsste. Die Produktion einer bedarfsgerechten Menge an synthetischem Kerosin oder sonstigem nachhaltigem Kerosin gleicht einer Fata Morgana. Dabei beträgt der Anteil des Luftverkehrs am Klimawandel bereits 6% mit steigender Tendenz.

Dennoch jammern Industrie- und Verbandsvertreter die Tage über zu hohe „Standortkosten”, insbesondere die sehr moderate Luftverkehrssteuer und die inzwischen kostendeckenden Flughafen-, Sicherheits- und sonstigen Gebühren für teils staatliche Dienstleistungen rund ums Fliegen. Um ihrer Forderung nach einer deutlichen Senkung der „Standortkosten“ Nachdruck zu verleihen, kündigte zunächst Ryanair eine Kürzung des Flugangebots in Deutschland um 12% für 2025 an. Eurowings folgte mit der Ankündigung, im kommenden Sommer etwa 1000 Flüge am Hamburger Flughafen zu streichen. Es dauerte keine 24 Stunden bis konservative Politikkreise hierin einen „Schlag für den Wirtschaftsstandort Hamburg“ sahen und vor einem Verlust von „Tausenden Arbeitsplätzen in der deutschen Luftfahrt“ warnten. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sorgt sich angeblich sogar um den Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt.

Wie einfältig und durchschaubar derartige politische – besser lobbyismusgetriebene – Manöver sind, zeigt sich bei genauer Betrachtung der Zahlen. Die Streichung von 1000 Flügen am Hamburger Flughafen während des Sommerflugplans bedeutet eine Reduzierung des Flugangebots um ca. 4-5 Flüge am Tag. 1000 Flüge entsprechen etwa 0,8% der Flugbewegungen am Hamburger Flughafen. Die angeblich hohen Standortkosten erlauben es Eurowings aktuell weiterhin, europaweite Flüge von deutschen Flughäfen ab EUR 34,99 anzubieten. Ryanair bietet ab dem Flughafen Hahn Flüge ab EUR 16,99, nach Gran Canaria gerade mal für EUR 19,99 an. Easyjet gab vor ein paar Tagen bekannt, ab dem Sommer wieder nach Düsseldorf zurückzukehren und “aussichtsreiche Angebotslücken” zu füllen. Eurowings teilte jüngst mit, das Angebot ab Berlin deutlich zu erhöhen (obwohl die Standortkosten dort vergleichbar mit denen in Hamburg sind). Um dieser Meldung dennoch einen negativen Beigeschmack zu geben, wurde zudem mitgeteilt, dass innerdeutsche Strecken eingestellt würden. Wer die Meldung weitergelesen hat erfuhr jedoch, dass lediglich jeder zehnte Flug einer innerdeutschen Strecke eingestellt wird.

Zu Recht wittert der Hamburger Flughafen eine konzertierte Aktion der Luftverkehrsbranche, um weitere Subventionen zu erhalten. Nichts anderes verlangt die Luftverkehrswirtschaft, wenn sie eine Reduzierung der kostendeckenden staatlichen Gebühren verlangt. Den Hamburger Flughafen hatten sich die Airlines für ihre Aktion ausgesucht, da dieser – wie allerdings auch andere Flughäfen in Deutschland – in 2025 seine Flughafenentgelte (also nicht die staatlichen Sicherheitsgebühren etc.) erhöht. Der Geschäftsführer des Hamburger Flughafens, Christian Kunsch beziffert die Erhöhung mit EUR 2,30 pro Passagier ab April 2025 und begründet diese mit höheren Personalkosten. Es ist abwegig, dass diese Erhöhung dazu führen könnte, dass die Airlines keine profitablen Flüge mehr anbieten können. Nach unserer Kenntnis hat auch keine Airline, die an an der konzertierten Aktion in Hamburg beteiligt war, offiziell ihre Slots bislang zurückgegeben.

Wir hatten hierzu eine Pressemitteilung herausgegeben, in der wir die Aktion der Airlines und die Äußerungen der Politik unter anderem wie folgt kommentiert haben:

„Das Gejammer der Luftverkehrswirtschaft über hohe Standortkosten ist an Peinlichkeit kaum mehr zu überbieten. Schlimmer wiegt jedoch, dass sich Politiker vor den Karren der Luftverkehrswirtschaft spannen lassen. Eine Reduzierung der Standortkosten wäre letztlich mit weiteren Subventionen des extrem klima- und umweltschädlichen Luftverkehr verbunden“, erklärt die Initiative Klima-, Umwelt- und Lärmschutz im Luftverkehr e.V. („Initiative“). „Wir fordern vielmehr bis zur Einführung einer Kerosinsteuer eine deutliche Erhöhung der Luftverkehrssteuer und die massive Erhöhung der lärmabhängigen Flughafenentgelte für Flüge nach 22 Uhr und vor 6 Uhr, um faktisch ein 8-stündiges Nachtflugverbot für die Flughafenanwohner zu erreichen“, ergänzt die Initiative mit Blick auf die erheblichen Gesundheitsschäden der Flughafenanwohner durch Fluglärm aber auch Ultrafeinstaub.

Das Gejammer der Luftverkehrswirtschaft machen wir zum Gegenstand einer Weihnachtskartenaktion. Die Karten werden an insgesamt 1500 Politiker, Journalisten, Wissenschaftler und andere Meinungsmacher zu den Themen Klimawandel und Luftverkehr sowie Fluglärm versandt werden.

Noch eine letzte Anmerkung zum Gesamtthema: Die Standortkosten für den Luftverkehr sind in Deutschland tatsächlich höher als in vielen anderen europäischen Ländern. Dort liegen die Flugbewegungs- und Passagierzahlen über der Vor-Corona-Zeit, in Deutschland noch deutlich darunter. In anderen Ländern verdienen Beamte und Arbeitnehmer, die Dienstleistungen für den Luftverkehr erbringen, allerdings auch deutlich weniger als in Deutschland. Allein dies rechtfertigt die höheren Standortkosten in Deutschland. Frankreich plant sogar die Ticketsteuer drastisch zu erhöhen. Auch dort droht Ryanair mit einer hohen Reduzierung der angebotenen Flüge.

Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass der Luftverkehr die Kosten zu tragen hat, die tatsächlich anfallen und darüber hinaus alle Subventionen gestrichen werden, mag dies auch zu teureren Ticketpreisen und einer Reduzierung der Flugbewegungen führen. Für die Anwohner der Flughäfen führt dies zu weniger Fluglärms und weniger Schadstoffen und damit zu einer Senkung des Risikos, Schlaganfälle und Herzinfarkte zu erleiden oder an Krebs zu erkranken. Diese Gesundheitsgefahren werden von der Luftverkehrswirtschaft und der Politik völlig ignoriert.

 
Lobbyismus

Globaler Luftverkehr verpasst Klimaziele deutlich

Der weltweite Passagierluftverkehr verfehlt seine selbstgesteckten Klimaziele. Auch den deutschen Airlines ist es kaum gelungen, den Kerosinverbrauch abzusenken und damit den CO2-Ausstoß und weitere Umweltschäden etwa durch Kondensstreifen zu reduzieren. Nach einer Studie haben die internationalen Passagier-Airlines 2023 ihre CO2-Effizienz im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 zwar insgesamt um knapp sechs Prozent verbessert, was etwa 1,4 Prozent jährlich entspreche. Es seien aber bei weiter wachsendem Flugaufkommen jedes Jahr 4 Prozent notwendig, um die in Paris vereinbarten Klimaziele zu erreichen und den CO2-Anstieg zu stoppen, heißt es von Atmosfair. Atmosfair ist eine Non-Profit-Organisation mit dem Ziel der Kompensation und Reduzierung klimaschädlicher Treibhausgase. Tragfähige Lösungen für ein klimaneutrales Fliegen sind weiterhin nicht in Sicht. Fliegen ist in doppelter Hinsicht ein Klimaproblem: Zum einen produziert der Flugverkehr direkt das Treibhausgas CO2, zum anderen gibt es aber auch sogenannte Nicht-CO2-Effekte. Dazu gehören vor allem die Kondensstreifen. Diese bilden sich, weil am Ruß aus den Abgasen Eiskristalle entstehen. Die wachsen zu Eiswolken heran und spiegeln die Erdwärme auf die Oberfläche zurück. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft selbst schätzt den Anteil des Luftverkehrs am Klimawandel auf 5%, tatsächlich dürfte er höher liegen. Nach anderen Berechnungen liegt er bereits über 6%.

 
Kondensstreifen

Fraport trickst bei den Verkehrszahlen für den Winterflugplan 2024/2025

Die Fraport AG gab am 23. Oktober 2024 bekannt, dass am Frankfurter Flughafen während des Winterflugplans 2024/2025 3600 Starts pro Woche durchgeführt werden. Dies stelle eine Steigerung von 4% gegenüber dem Vorjahr dar. Allerdings sah der Winterflugplan 2023/2024 3750 Flüge vor, also etwa 4 % mehr als der gerade veröffentlichte Winterflugplan 2024/2025. Die Fraport AG hatte es in der Vergangenheit schon des Öfteren nicht so genau mit ihren Verkehrszahlen genommen. Wie wir herausgefunden haben vergleicht die Fraport AG die 3600 geplanten Starts im Winterflugplan 2024/2025 nicht mit den geplanten 3750 Starts im Winterflugplan 2023/2024, sondern mit den tatsächlich durchgeführten Starts während dieses vergangenen Winterflugplans. Damals fielen Starts – wie in fast jedem Jahr – durch schlechte Witterungsbedingungen und Streiks aus. Die Fraport AG vergleicht also „Äpfel mit Birnen“, zumal sie ja auch nicht weiß, ob dieses Jahr ebenfalls viele Flüge ausfallen werden. Mit ihrer Pressemitteilung versucht die Fraport AG zu verschleiern, dass die Airlines für den Winterflugplan 2024/2025 4% weniger Flüge als im Vorjahr angemeldet haben.

 
Äpfel mit Birnen