Die Bedeutung des Jetstreams für unser Klima in Europa

Um die Ursache für abnormale Wetterereignisse wie Extremwettereignisse zu erklären, ist es wichtig die Funktionsweise des Jetstreams zu verstehen. Der Jetstream, jenes Starkwind-Band, welches in 8 bis 12 km Höhe weht, schiebt die entstehenden Hoch- und Tiefdruckgebiete auf der Nordhalbkugel aufgrund der Erdrotation von West nach Ost, und das relativ parallel zum Äquator3. Aufgrund der Folgen des Klimawandels verringern sich die Temperaturunterschiede zwischen Äquator und dem Nordpol, wo die Erderwärmung stärker und schneller voranschreitet als in anderen Gebieten. In der Folge schwächt sich der Jetstream ab und wandert deutlich stärker von Nord nach Süd, wo er teilweise sogar mehrere Tage oder Wochen „verharren“ kann 3. Begünstigt durch die verstärkte Nord-Süd Ausdehnung gelangen zum Beispiel wochenlang heiße Luftströmungen aus Nordafrika nach Mitteleuropa oder eben das andere Extrem; wir werden von feuchten Luftmassen des Atlantiks heimgesucht. So entstehen einerseits Hitzewellen mit Dürrephasen aber auch Dauerregen, und daraus resultierende Überflutungen. Dennoch ist schwer, wenn nicht unmöglich die Folgen des Klimawandels separat zu beleuchten. Die Verschiebung oder Veränderung einer Komponente kann die Verschiebung, Veränderung oder sogar Auslöschung anderer Komponenten, Lebensräumen und Lebewesen bedeuten. Alle physikalischen Zustände und Ökosysteme stehen in komplexen Wechselwirkungen miteinander. Im Folgenden soll dennoch versucht werden, ein paar der verheerendsten Folgen des Klimawandels und Extremwetterereignisse einzeln darzustellen.

Quelle:
Wetter- und Klimalexikon: Wetter. Deutscher Wetterdienst. https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/glossar.html?nn=103346&lv2=102936&lv3=103164 .

Hitzewellen und Dürrephasen werden häufiger und intensiver

Hitzewellen werden als eine Zeitspanne mit extrem langer Hitzebelastung verstanden. Sie stellen somit eine Gefährdung für die Natur, Landwirtschaft, Ökonomie aber auch für die menschliche Gesundheit dar4. Bei einer ausreichenden Flüssigkeits- und Nahrungsmittelaufnahme entsteht für gesunde Erwachsene keine erhöhte Gefahr durch Hitzewellen. Für ältere Menschen, sowie für Menschen deren Anpassungsfähigkeit eingeschränkt ist, kann eine Hitzewelle jedoch eine akute Gefahrensituation bedeuten4. Auch die Landwirtschaft hat enorm mit den heißen, regenlosen Wochen zu kämpfen. So kam es zum Beispiel in dem besagten Hitzesommer von 2003 zu 23 Millionen Tonnen Verlust in der Getreideproduktion5.
Sicherlich hat man aus seinem Umfeld schon einmal Sätze wie: „Hitzewellen gab es doch damals auch schon; dass kann doch also nichts mit Klimawandel zu tun haben“ gehört. Nun, das stimmt leider nicht ganz6. Die vermehrten Hitzewellen und Trockenperioden haben tatsächlich etwas mit den Folgen des Klimawandels zu tun. Wie sie entstehen haben wir ja bereits geklärt. Forscher sind sich jedoch einig, dass die Häufigkeit und Dauer der Extremwetterereignisse stark zunimmt3. Vor 1999 gab es keine Sommer, in denen der beschriebene Zustand des Jetstreams länger als zwei Wochen zu beobachten war 2. Seitdem wurden allein sieben dieser „Hitzesommer“ aufgezeichnet 7.

Quelle:
- Mücke H-G. KLIMAWANDEL Informationen zu gesundheitlichen Auswirkungen. 2008. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/3519.pdf.
- De Bono A. Impacts of summer 2003. Geography. 2003;(August).
- Stott P. How climate change affects extreme weather events. Science (80- ). 2016;352(6293):1517-1518. doi:10.1126/science.aaf7271
- Wenn der Jetstream einrastet. Klimareporter. https://www.klimareporter.de/erdsystem/wenn-der-jetstream-einrastet.

Starkregen und Dürrephasen führen zu Überflutung

Komplizierte Zusammenspiele aus örtlichen Begebenheiten wie Exposition und Geographie, und auch physikalische Zustände der Atmosphäre wie Sonneneinstrahlung, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit können zu spontanen Wettererscheinungen führen. Durch den Klimawandel verändern sich physikalische Zustände der Atmosphäre: Erwärmt sich die Temperatur der Atmosphäre durch das Verbrennen fossiler Rohstoffe, führt das zu einer höheren Luftfeuchtigkeit der Atmosphäre, da wärmere Luft mehr Wasser aufnehmen kann. Höhere Temperaturen und eine höhere Luftfeuchtigkeit begünstigen die Bildung von Starkregenereignissen, Stürmen und Gewitterzellen8. Findet ein solches Starkregenereignis nun nach einer langen Dürrephase statt, kann der durch Trockenheit verschlossene Boden kaum Wasser aufnehmen; Oberflächenabfluss entsteht. Darüber hinaus verstärken die zunehmende Flächenversieglung durch Besiedlung und bauliche Maßnahmen, sowie der Verlust von wasserzurückhaltenden Ökosystemen wie Moore und Auen die Wahrscheinlichkeit für Überflutung8. Auch Bodenverdichtung durch konventionelle Landwirtschaft tragen in großen Teilen zu Überflutung bei8.

Quelle:
Trenberth KE, Dai A, Rasmussen RM, Parsons DB. The changing character of precipitation. Bull

Waldbrände

Erstaunlicherweise sind lediglich 4 % der weltweiten Waldbrände natürlicher Herkunft, z.B. durch Blitzeinschläge. In allen anderen Fällen ist der Mensch in direkter oder indirekter Weise verantwortlich9. Längere Perioden ohne Niederschlag und steigende Temperaturen in den Sommermonaten bieten allerdings beste Voraussetzungen für häufigere und intensivere Waldbrände10. Durch natürliche Waldentwicklungsprozesse entstandenes organisches Material, zum Beispiel Streu, trocknet dadurch schneller und bietet somit den besten Zündstoff. Von Bränden betroffene, geschwächte Wälder bieten meist die besten Voraussetzungen für Insekten-, Pathogen- oder Pilzbefall.
Hier Quellenangabe 9 und 10 einfügen
Waldsterben: Vielfältige Wälder könnten mehr
Der Wald steht in Deutschland wie kein anderes Ökosystem an der Spitze für etliche „Ökosystemdienstleistungen“. Darunter befinden sich nicht nur der Schutz von Klima, Boden, Wasser und dem Lebensraum für Tiere. Auch als Erholungsraum für den Menschen ist er unabdingbar und zugleich wichtigster nachwachsender Rohstofflieferant11.
Ein Drittel der Gesamtfläche Deutschlands ist bewaldet11. Davon sind aber immer noch deutlich mehr als die Hälfte aller Baumarten Nadelbaumarten wie Fichte und Kiefer11. Die Fichte, zum Beispiel, ist ein flachwurzelnder Baum, das heißt, dass der Hauptanteil ihre Wurzeln in gerade einmal 20 bis 60 cm Tiefe liegt12. Je flacher die Wurzeln, desto anfälliger sind die Bäume für Sturmereignisse oder desto schlechter kommen sie an Grundwasservorräte heran. Des Weiteren sind die natürlichen Bestände der gemeinen Fichte bevorzugt in kühlen und humiden Klimalagen anzutreffen, also keineswegs für die immer heißer und trocken werdenden Bedingungen in Deutschland gemacht. Das bestätigt auch die aktuellste Waldzustandserhebung: Den deutschen Wäldern ging es so schlecht wie noch nie13! Die letzten drei Dürrejahre haben den Wald deutlich anfälliger für Sturmschäden, Insekten- und Pilzbefall gemacht. Ziel muss es jetzt also sein, die immer noch häufig vorhandenen Monokulturen an Fichten und Kiefern in klimaresistente Mischwälder mit vielfältigen Strukturelementen wie zum Beispiel Hecken umzuwandeln.

Quelle:
BMEL. The forest in Germany. Selected results of the third National Forest Inventory [Der Wald in Deutschland. Ausgewählte Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur.]. 2018;3. Ed.:56.
- Das Wurzelwerk der Fichte. Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. https://www.lwf.bayern.de/boden-klima/baumartenwahl/172816/index.php.
- Klöckner: Der Waldzustand besorgt mich! Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/26-waldzustandsbericht-2020.html;jsessionid=07F5296D839B6602187FC5A367312E4A.live831.

Ozeanversauerung

Durch seine CO2-Emissionen trägt der weltweite Luftverkehr auch zur Ozeanversauerung bei 1. Seit Beginn der Industrialisierung hat der Ozean über ein Viertel der menschengemachten CO2-Emissionen aufgenommen 2. Dabei ist bereits jetzt der Säuregrad an der Meeresoberfläche um 26% gestiegen – und steigt weiter an 3. Diese Veränderung stellt eine immense Belastung für die Lebewesen im Ozean dar. Besonders betroffen sind Korallenriffe, denen rund 400 Millionen Menschen sowohl Nahrung als auch den Schutz vor Sturmwellen verdanken – und dies ist nur ein Beispiel von unzähligen Folgen der Ozeanversauerung 4.

Quellen:
1. Bopst J, Herbener R, Hölzer-Schopohl O, Lindmaier J, Myck T, Weiß J. Umweltschonender Luftverkehr. Umweltbundesamt, Herausgeber. 2019;150.
2. Ozeanversauerung – Klimawandel [Internet]. [zitiert 11. Januar 2021]. Verfügbar unter: https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Ozeanversauerung
3. Was ist Ozeanversauerung? – BIOACID: Biologische Auswirkungen von Ozeanversauerung [Internet]. [zitiert 11. Januar 2021]. Verfügbar unter: https://www.oceanacidification.de/ozeanversauerung/
4. AWI – Alfred-Wegener-Institut: Was ist Ozeanversauerung? [Internet]. [zitiert 11. Januar 2021]. Verfügbar unter: https://www.awi.de/im-fokus/ozeanversauerung/fakten-zur-ozeanversauerung.html