Veranstaltung der Stiftung Mainzer Herz am Mittwoch, den 26. Februar 2025, 19 Uhr

Hitzestress und Herzkreislaufgesundheit

In der Umweltreihe der Stiftung Mainzer Herz, die von unserem Vorstandsmitglied Prof. Thomas Münzel gegründet wurde, spricht am 26. Februar 2025 eine absolute “Hitzeexpertin”, Frau Dr. Alexandra Schneider vom Helmholtz Zentrum in München. Sie ist Meteorologin, hat einen Master in Public Health und einen Doktortitel in Humanbiologie. Ihr Fokus liegt auf den Auswirkungen von Umweltfaktoren auf die Gesundheit. Wir hoffen auf regen Zuspruch! Hochinteressant ist die Veranstaltung sicher für Patienten mit bestehenden Herzkreislauferkrankungen, die besonders hitzeempfindlich sind. Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind – am 26. Februar 2025 um 19 Uhr im Gebäude 708 der Universitätsmedizin Mainz.

 
Alexandra Schneider: Hitzestress und Herzkreislaufgesundheit

Anbei noch der Link zu einem Interview mit Frau Dr. Schneider aus Januar 2025 mit dem Titel Starkregen, Hitze und Kälte stressen die Gesundheit: https://www.helmholtz-munich.de/newsroom/interviews/interview-mit-dr-alexandra-schneider

 

Neue Studie zu den gesundheitlichen Folgen von Fluglärm

Eine Studie zeigt erstmals die konkreten Auswirkungen von permanentem Fluglärm auf das Herz. Bei der Auswertung von Herzaufnahmen per MRT stellten britische Wissenschaftler fest, dass die linke Herzkammer bei Menschen, die nahe an Flughäfen wohnen, um durchschnittlich sieben Prozent schwerer ist als bei anderen Personen. Dies erhöhe das Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Probleme wie Herzrhythmusstörung, Herzinfarkt oder Schlaganfall um 32 Prozent, schreibt die Gruppe um Cristian Topriceanu vom University College London im “Journal of the American College of Cardiology” (“JACC”). Deutsche Experten loben die Studie, das Resultat sei auf Deutschland übertragbar. Die Langzeitrisiken durch Veränderungen der linken Herzkammer ermittelte das Team aus Herzaufnahmen und anderen Daten von 21.360 Patienten aus der englischen Datenbank. Bei der Risikokalkulation berücksichtigten die Forscher zahlreiche andere Faktoren, die Einfluss auf die Herzgesundheit haben können – darunter Geschlecht, Alter, Einkommen, Rauchen, Alkoholkonsum, Luftqualität und sonstige Lärmquellen. Prof. Münzel von der Universitätsmedizin Mainz lobte die Untersuchung. “Bisher konnte sich noch keine Studie über den Zusammenhang zwischen Fluglärm und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf so viele Daten stützen”, sagte er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Nahezu alle Zeitungen berichteten bundesweit über die Studie. Weitere Einzelheiten können Sie unter https://www.n-tv.de/wissen/Wie-Fluglaerm-der-Herzgesundheit-schadet-article25476534.html und sogar im Magazin aero.de unter https://www.aero.de/news-49001/Studie-untersucht-gesundheitliche-Folgen-von-Fluglaerm.html. Prof Münzel und die an der Studie beteiligten Forscher fordern von der Politik, dass der Staat seine Einwohner besser vor gesundheitsschädlichem Fluglärm schützen muss.

 

Nachlese zur Auftaktveranstaltung der Stiftung Mainzer Herz mit dem Thema "Verkehrslärm und Herz-Kreislauf-Erkrankungen"

Wer keine Gelegenheit hatte, am 15. Januar 2025 an der Auftaktveranstaltung teilzunehmen, kann sich die Vorträge und die Stellungnahmen von Oberbürgermeister Nino Haase im verlinkten YouTube-Video anschauen:

 
Stiftung Mainzer Herz Thema Verkehrslärm und Herzkreislauferkrankungen

Die Forderungen von Fraport und den Fluggesellschaften an die Politik
und die Gegenforderungen der Umweltverbände

Vor der Bundestagswahl und einem möglichen Politikwechsel geht die Flugbranche nochmals lautstark auf die Barrikaden. Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport kritisiert zum wiederholten Male die derzeitigen “politischen Bedingungen” für den Luftverkehr. Die staatlich regulierten Standortkosten seien in Deutschland zu hoch. Fraport kritisiert, die Luftverkehrsteuer sowie die Luftsicherheits- und Flugsicherungsgebühr zählten zu den höchsten weltweit. Das sei ein wesentlicher Grund dafür, dass der deutsche Luftverkehrsmarkt Schlusslicht in Europa bei der Erholung des Passagieraufkommens nach der Corona-Krise sei. Nach Angaben des Bundesverbands der deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) kämen allein in diesem Jahr Mehrbelastungen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro auf den Luftverkehrsstandort Deutschland zu. Der Verband vertritt unter anderem Condor, TUIfly, Eurowings und Lufthansa. Die Konsequenzen seien bereits zu spüren. Deutsche Fluggesellschaften korrigieren ihre Wachstumspläne nach unten, und ausländische Airlines machen einen Bogen um Deutschland. Unter Verweis auf die massive Umweltschädlichkeit des Luftverkehrs weisen Umweltverbände diese Forderungen scharf zurück. Eine sehr gute Gesamtübersicht zum Thema finden Sie unter https://www.hessenschau.de/politik/bundestagswahl/vor-bundestagswahl-was-fraport-und-airlines-von-einer-neuen-regierung-fordern-v1,btw25-luftverkehr-100.html. In diesem Artikel können sie auch nochmals die Positionen der deutschen Parteien ausweislich ihrer Wahlprogramme nachlesen.

Es ist richtig, dass sich der Luftverkehr in Deutschland langsamer erholt als in anderen Ländern. Es bleibt dabei aber unerwähnt, dass Deutschland bei den absoluten Passagierzahlen weiterhin eine Spitzenposition in der EU einnimmt, vermutlich hinter Spanien Platz 2 belegt. Dieses Ranking bestand auch schon vor der Pandemie. In der Entwicklung zurückblieben sind in Deutschland im wesentlichen die Inlandsflüge, die bei ca. 50% der Vor-Corona-Zeit liegen. Insbesondere Geschäftskunden sind entweder auf die Bahn umgestiegen oder nutzen Video-Konferenzsysteme. Zudem sind Bahn-Tickets bei frühzeitiger Reiseplanung recht günstig geworden. Die Verlagerung von Inlandsflügen auf die Bahn ist seit vielen Jahren eine Kernforderung der Umweltverbände und ist politisch und gesellschaftlich gewollt. Dabei finden weiterhin Inlandsflüge von Hannover, Leipzig, Düsseldorf, Stuttgart und Nürnberg nach Frankfurt statt. Auch diese Flüge müssten aus Umwelt- und Lärmschutzgründen sofort eingestellt werden.

Weiterhin haben Billigflieger wie Ryanair ihr Angebot in Deutschland gekürzt, wobei es die angeblich hohen Standortkosten Ryanair und weiteren Billigfluggesellschaften immer noch erlauben, Europaflüge – selbst auf die Kanarischen Inseln – für unter EUR 100 anzubieten. Es bleibt weiterhin unerwähnt, dass die angeblich hohen staatlichen Gebühren nur den tatsächlich anfallenden Kosten entsprechen. Der Staat macht mit diesen Gebühren keine Gewinne, wobei auch dies nicht zu beanstanden wäre. Die Forderung nach einer Reduzierung der Standortkosten entspricht also letztlich der Forderung nach weiteren Subventionen des Luftverkehrs. Die Luftverkehrsabgabe, die je nach Strecke zwischen EUR 14,53 und EUR 70,83 pro Ticket beträgt, beschert dem Staat Einnahmen von ca. 1,6 Mrd. Euro im Jahr. Dem stehen Nichteinnahmen aus einer fehlenden Kerosinsteuer und einer fehlenden Mehrwertsteuer auf internationale Flüge von ca. 13 Mrd. gegenüber. Auch dies lassen Fraport und und die Airlines unerwähnt. Schließlich betragen die kritisierten Standortkosten lediglich ca. 22,50 Euro pro Passagier. Die Luftverkehrswirtschaft beziffert die kritisierten Standortkosten in Deutschland mit 4.5 Mrd im Jahr. Bei ca. 200 Millionen Passagieren ergibt dies den oben genannten Betrag von EUR 22,50 pro Passagier. Die Forderung nach einer Senkung der Standortkosten ist daher scharf zurückzuweisen.

Die schleppende Erholung der Flugbewegungen hat auch einen weiteren Grund, der unerwähnt bleibt: Lufthansa als größte deutsche Airline versteht sich inzwischen als Global Player und unterhält neben Frankfurt und München ausländische Drehkreuze in Zürich, Wien, Brüssel und künftig in Rom. Italienische Staatsbürger sind (wohl) die drittgrößte ausländische Umsteigergruppe am Frankfurter Flughafen. Lufthansa hat Anteile an der italienischen Airline ITA Airways (früher Allitalia) erworben und wird diese in den Konzern integrieren. Lufthansa hat sich in Verträgen mit dem italienischen Staat und ITA Airways verpflichtet, Rom zu einem Drehkreuz weiter auszubauen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass künftig Passagierströme von den USA nach Italien und umgekehrt nicht über Frankfurt sondern direkt nach Rom geleitet werden. Hierüber spekuliert auch https://www.airliners.de/gedankenfluege-bedeutet-ita-lufthansa-group-muenchen-frankfurt/79087 und fragt zu Recht, was dies für die Drehkreuze in Frankfurt und München bedeuten könnte. Jedenfalls die großen Metropolstädte in den USA wie New York, Washington und Los Angeles (sowie weitere Städte) werden von ITA Airways von Rom direkt angeflogen.

Ryanair macht seine Rückkehr an den Frankfurter Flughafen auch ganz ungeniert von einem “außergewöhnlich Incentivprogramm” abhängig. Dies äußerte der Deutschland-Chef von Ryanair, Marcel Pouchain Meyer kürzlich in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeine Zeitung. Er befürchte allerdings, dass die Lufthansa dies nicht „durchgehen“ lassen werde. Er meint damit vermutlich, dass Lufthansa in diesem Fall mit einem Abzug von Kapazitäten drohen werde. Ryanair verlangt also für einen Ausbau des Luftverkehrs in Deutschland nicht nur eine Reduzierung bzw. Streichung der staatlichen Standortkosten sondern auch der Gebühren des Frankfurter Flughafens. Offenbar erwartet Ryanair, dass sie die Infrastruktur der Flughäfen in Deutschland und die staatlichen Dienstleistungen nahezu kostenlos nutzen kann, um ihre Gewinne zu maximieren. Fraport wird sich dann auch fragen müssen, ob sie mit einem Kunden wie Ryanair überhaupt Gewinne erzielen kann, denn Ryanair-Kunden sind auch nicht gerade dafür bekannt, in Shopping-Malls großzügig einkaufen zu gehen.

Wir werden uns jedenfalls in den Prozess der Gestaltung des künftigen Koalitionsvertrages zum Thema Luftverkehr/Fluglärm/Klimawandel/Ultrafeinstaub über unsere Kontakte einbringen und zu gegebener Zeit darüber berichten.